Digitalisierung & meine Schule

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In der digitalen Welt muss sich auch die Schule “neu […] erfinden, um einen zukunftsfähigen Unterricht zu gestalten. Es ist unsere Aufgabe ein neues Verständnis von Lernen und Lehren im 21. Jahrhundert zu gestalten, welches sich zum Teil fundamental von der 200 Jahre alten Traditionsschule unterscheidet. Die Schule – wie wir und unsere Eltern/Großeltern sie kennen –  ist unserer Zeit entwachsen. Sie entstammt einem anderen Zeitgeist” – so Lehrer und Seminarleiter Jan Vedder, dessen Blogbeitrag “Schule um Wandel – Eine Geschichte in 15 Bildern” bereits vor Corona anschaulich aufzeigte, für welche Entwicklungen und Veränderungen sich die Schule wappnen muss. Durch die Corona-Pandemie haben Schulen einen „Digitalisierungsschub“ erfahren.

Um diesen “Schub richtig nutzen” zu können und Herausforderungen und Chancen begegnen zu können, sollten Sie als (angehende) Lehrer*innen neben Ihren eigenen Fähigkeiten, der eigenen “Digitalisierungshaltung” und Ihrem eigenen Mediennutzungsverhalten auch das Ihrer “Wirkungsstätte”, Ihrer Schule, in den Blick nehmen und reflektieren:

Icons Aufgabe

Digitale Bildung an Schulen

Aktuell existiert eine Vielzahl an Modellen, die verschiedene mit Digitalisierung bzw. Digitalität bzw. digitaler Bildung verbundene Prozesse, Zielsetzungen oder Kompetenzen veranschaulichen – und die Zahl wächst stetig. Einen guten Überblick bietet z.B. der Blog-Beitrag “Digitalien sucht das Supermodell” von Lehrer und Seminarleiter Jan Vedder.

Wichtig ist: Es gibt – wie so oft – nicht das “eine, richtige” Modell, welches an Schulen die Umsetzung und Förderung digitaler Bildung ermöglicht. Vielmehr gilt es, sich zunächst damit auseinanderzusetzen, welche Bedingungen an der Schule herrschen. Zentral ist dabei die Frage nach dem Mediennutzungsverhalten von Lehrer*innen, Schüler*innen und die Mediennutzungsmöglichkeiten an der Schule allgemein.

Einstieg digitale Medien und Reflexion zur Mediennutzung an der Schule

Das SAMR-Modell von Ruben R. Puentedura (2006) gehört zu den wohl am häufigsten zitierten ‘Modellen’, wenn es um Bildung und Digitalisierung geht. Ganz kurz zusammengefasst stellt es eine Reflexionshilfe zum Technologieeinsatz im Bildungskontext dar. Es eignet sich, „um Lehrenden, die eher auf analoge Lehrmittel zurückgreifen, die Vorzüge digitaler Werkzeuge näherzubringen. Am Modell lässt sich erklären, wie die Bearbeitung und Gestaltung von Aufgaben durch technische Hilfsmittel verbessert werden können.”  (http://homepages.uni-paderborn.de/wilke/blog/2016/01/06/SAMR—Puentedura—deutsch/, letzter Zugriff am 05.08.2021). Die folgende Grafik stellt das Modell bildlich dar (für eine vergrößerte Darstellung bitte aufs Bild klicken):

An dem SAMR-Modell gibt es viel und sicher oft auch berechtigte Kritik. Insbesondere verleitet die Darstellung als Stufenmodell zu dem Trugschluss, man müsse Stufe für Stufe nacheinander erklimmen. Auch kann die Perspektive des Technologieeinsatzes zu einer wenig hilfreichen ‘Wo liegt der Mehrwert des Digitalen?‘- Diskussion führen.  Als Reflexionshilfe kann es allerdings auch hilfreich sein, wenn Bildung im Kontext der Digitalität neu gedacht werden soll.

Icon NerdMehr übersichtliche Informationen zum SAMR-Modell erhalten Sie u.a. unter https://blog.medienzentrum-coe.de/samr/ (letzter Zugriff am 05.08.2021).

 

Icon ChatDie obige Grafik bietet sich u.a. dafür an, für sich alleine, aber auch gemeinsam mit Kolleg*innen zu diskutieren, wo Sie sich befinden — am Ufer? Im U‑Boot?

Wie werden Medien in der Schule und im Unterricht eingesetzt?

Welche digitalen Geräte stehen zur Verfügung? Bedenken Sie auch, welche digitalen Geräte den Schüler*innen zuhause zur Verfügung stehen.

Welche digitalisierungsbezogenen Kompetenzen werden gefördert?

Welchen “Schub” hat Ihre Schule eventuell durch Corona erfahren? Welche Schwächen wurden offengelegt – und welche Stärken sichtbar?

Wandel der Lern- und Prüfungskultur durch die Digitalität

In der ergänzenden Empfehlung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ zur KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt” (09.12.2021) steht

Durch die Digitalität werden neue Lernszenarien ermöglicht, welche auf der Grundlage dieser Aspekte guten Unterrichts zu entwickeln sind. Zur Förderung und zur Weiterentwicklung des Lehrens und Lernens in der digitalen Welt bedarf es neben der grundsätzlichen Veränderung und Erweiterung von Lernangeboten auch der Entwicklung einer neuen Aufgaben- und Prüfungskultur. Hierbei gilt es, die interdependente Verknüpfung von Lernzielen und zu erwerbenden Kompetenzen, von Lehr-Lern-Methoden und Aufgabenkultur sowie der Prüfungskultur zu berücksichtigen.

Der Lehrer und Lehrer*innenfortbilder Patrick Bronner schlussfolgert:

Die Digitalisierung des Unterrichts wird nur dann erfolgreich sein, wenn damit auch ein Wandel der Lern- und Prüfungskultur verbunden ist.

Icon HinweisBeispiele für eine veränderte Lern- und Prüfungskultur zeigt Patrick Bronner auf seiner Internetseite  www.patrickbronner.de. Stimmen und Modelle zu zukunftsorientiertem, personalierten Unterrichts finden Sie auch auf der Seite eTeaching in der Praxis in diesem Online-Kurs.

Digitalisierung als Verstärker

Durch digitale Medien verändert oder verbessert sich Lernen und nicht automatisch in eine bestimmte Richtung. Lernen wird, wie Jöran Muuß-Merholz in seinem Blogbeitrag „Die Digitalisierung der Schule“ als doppelter Genitiv schreibt, durch digitale Medien “nicht automatisch einfacher oder individueller oder effizienter oder unpersönlicher. Schulen werden durch digitale Medien nicht automatisch moderner oder demokratischer oder ökonomischer oder inklusiver. Es ist vielmehr so, dass digitale Medien als extrem mächtige Verstärker fungieren können. Sie verstärken nicht eine bestimmte Richtung, sondern in der jeweiligen Situation vorhandene Muster, Tendenzen, Ziele und Interesse.”

“Wir digitalisieren zuerst das, was sich am einfachsten digitalisieren lässt, und nicht etwa das, was an bestimmten Zielen ausgerichtet am sinnvollsten wäre.”

In der Schule sieht man aus diesem Grund Beispiele für interaktive und digitale Quizaufgaben, Erklärvideos, Onlinekurse und digitale Whiteboards. Weniger häufig kommen kollaborative Projekte mit digitalen Tools, personalisiertes Lernen und breit angelegte agile und digitale Schulentwicklung vor.

“Optimieren wir im 21. Jahrhundert die Schule, die im 19. Jahrhundert geprägt und im 20. Jahrhundert gefestigt wurde? Oder verbinden wir mit dem digitalen Wandel eine Neuausrichtung von Schule, in der nicht nur Lernformen, sondern auch unsere Bildungsziele und Lerninhalte auf den Prüfstand kommen.”

Icon NerdMehr zum Thema Digitalisierung als Verstärker finden Sie in dem Blogbeitrag von Jöran und Konsorten „Die Digitalisierung der Schule“ als doppelter Genitiv” unter www.joeran.de.

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