Diagnostische Merkmale einer Autismus-Spektrum-Störung

Bei Autismus handelt es sich um „eine genetisch determinierte, tiefgreifende und lebensbegleitende Entwicklungsstörung, die auf neurobiologische Abweichungen in Aufbau und Funktion des Gehirns zurückzuführen ist“ (Lell, 2019, S. 192). Die Ursache für diese hirnorganischen Veränderungen ist noch nicht vollständig geklärt. Eine starke genetische Disposition ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch am wahrscheinlichsten (Castañeda & Fröhlich, 2019, S. 270). Die betroffenen Personen zeigen eine Bandbreite verschiedener Symptome, die individuell unterschiedlich ausgeprägt sein können (Cholemkery et al., 2017, S. 14). Zu diesen Symptomen zählen Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion, der Kommunikation sowie eingeschränkte, stereotype und repetitive Interessen und Verhaltensmuster (Freitag et al., 2017, S. 2).

Bei der Diagnosestellung wurde bislang zwischen dem Frühkindlichen Autismus, dem Asperger-Syndrom und dem Atypischen Autismus unterschieden (siehe Tabelle). Diese Unterteilung wird jedoch zunehmend von dem Begriff Autismus-Spektrum-Störung (abgekürzt ASS) abgelöst (Cholemkery et al., 2017, S. 21).

(Cholemkery et al., 2017, S. 19ff.; ICD-10)

Klicken Sie hier, um die Formen von Autismus für den besseren Überblick noch einmal tabellarisch anzuzeigen.

Frühkindlicher Autismus	Asperger-Syndrom	Atypischer Autismus
Auffällige Entwicklung vor dem 3. Lebensjahr Sprachentwicklung, Spielverhalten und wechselseitige sozialen Zuwendung auffällig Umfassende Entwicklungsverzögerung häufig zusätzlich Vielzahl unspezifischer Probleme, wie Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche und (autodestruktive) Aggression	Keine verzögerte sprachliche oder sonstige Entwicklungsverzögerung Das Intelligenzniveau liegt mindestens im durchschnittlichen Bereich Die Sprache kann hinsichtlich ihrer Sprachmelodie oder der Wortwahl auffällig sein, die frühkindlichen Meilensteine der Sprachentwicklung wurden aber erreicht Häufig lassen sich motorische Auffälligkeiten wie Ungeschicklichkeiten oder Koordinationsschwierigkeiten und Spezialfertigkeiten- und Interessen beobachten	Durch eine atypische Symptomatik ausgezeichnet, bei der die diagnostischen Kriterien nicht in allen Bereichen erfüllt werden Der Störungsbeginn manifestiert sich entweder erst nach dem dritten Lebensjahr oder die Symptomatik stellt sich anders dar Eventuell nicht alle Störungsbereiche abgedeckt oder allgemein weniger Symptome, als für eine andere Diagnose erforderlich